Brief an die Mitglieder des Kreistages Meißen
am 03.04..2020
Bereits im Februar begannen im Gesundheitsamt in enger Kooperation mit den Elblandkliniken erste konzeptionelle Vorbereitungen auf eine mögliche Epidemie. Mediziner – nicht nur Virologen – waren sich sicher, dass dieses neue Virus schnell seine weltweite Verbreitung finden wird. Die Grundlage für ein solches, auch regionales Konzept, sind die Vorgaben des Robert-Koch-Institutes.
Vielleicht haben Sie der Tageszeitung entnommen, dass die Elblandkliniken am Standort Meißen eine Corona-Ambulanz/Station mit Testmöglichkeiten sowie einer intensivmedizinischen Behandlung schon frühzeitig eingerichtet haben. Der Grund: In den Häusern in Riesa und Radebeul soll der normale Klinikbetrieb mit geplanten Operationen, Diagnostik und Therapien möglichst ohne wesentliche Einschränkungen fortgeführt werden. Das Gesundheitsamt hat Anfang März sein medizinisch-organisatorisches Krisenkonzept hochgefahren.
Die ersten Verdachtsfälle im Landkreis Meißen wurden im Februar gemeldet. Es waren „Kreuzfahrer“ mit Kontaktverdacht zu einem an Corona erkrankten Mitreisenden. Es gab keine Ansteckung, dennoch haben wir unter meiner Führung am 17. März 2020 einen Krisenstab einberufen, der – so die damalige These – diese Epidemie, die auch den Landkreis Meißen erreichen wird, professionell begleiten sollte. Die Entwicklung auf Kreisebene ist Ihnen bekannt. Der Krisenstab trifft sich seither täglich auch am Wochenende. Eine der dringlichsten Aufgaben war es, die Beatmungsplätze von Landratsamt Meißen, PF 10 01 52, 01651 Meißen Landrat 03.04.2020 Telefon: 03521 725-7003 Fax: 03521 725-7000 E-Mail: Landrat@kreis-meissen.de 2 anfänglich etwa 30 erheblich zu erhöhen. Inzwischen sind es fast 100, verteilt auf die Elblandkliniken, das Fachkrankenhaus in Coswig und die Rehaklinik in Großenhain. Dabei geht es nicht nur um die Technik, sondern auch um das Personal, das intensivmedizinisch ausgebildet sein muss.
Die vordringliche Aufgabe neben der Gesamtorganisation des Gesundheitsamtes ist die Suche nach möglichen Kontaktpersonen, wenn ein Covid-19-Test positiv war. Sie können sich vorstellen, dass mit steigender Zahl an Infizierten diese Suche immer komplizierter wird. Gegenwärtig werden die Teams von drei auf acht erhöht. Personelle Hilfe kommt aus Dresden. Es sind Medizinstudenten der Technischen Universität. Wir werden diesen Weg der Kontaktsuche weitergehen, denn er scheint mit Blick auf die Statistik äußerst effektiv zu sein. Wesentliches Ziel ist es, die Infektionsketten zu unterbrechen.
Das scheint uns im Landkreis Meißen zu gelingen, zumal der Freistaat mit seinen Allgemeinverfügungen zu Ausgangsbeschränkungen und Veranstaltungsverboten effektive Maßnahmen zur Eindämmung angeordnet hat. Diese müssen aus meiner Sicht unbedingt fortgesetzt werden. Eine Epidemie ist eine sehr vielschichtige Krise, die den Landkreisbewohnern Geduld und Verständnis zu unpopulären Maßnahmen abverlangt und auf Ebene des Krisenmanagements täglich neue Entscheidungen fordert. Neben den Kliniken gibt es somit eine enge Kooperation mit der Polizei zu Fragen der Kontrolle und Sicherheit. Unvernunft wie Gruppenbildung oder Ausflüge werden inzwischen mit hohen Geldstrafen belegt. Weitere Partner des Krisenstabes sind der Öffentliche Nahverkehr, dessen Fahrgastzahlen sich um über 70 Prozent reduziert hat, die Abfallverwertung, die ein Zuwachs an Müll bewältigen muss, die Energieversorger, die Telekommunikation und natürlich ganz wichtig die Städte und Gemeinden.
Wir informieren täglich über den Kreisverband des Sächsischen Städte- und Gemeindetages die Bürgermeister zu Festlegungen des Krisenstabes und zur Öffentlichkeitsarbeit auf Landkreisebene. Das Krisenmanagement des Landkreises erfährt eine stete Anpassung an die aktuelle Entwicklung. Noch haben wir – so die Meinung der Experten – den Höhepunkt nicht erreicht, d. h., alle intensivmedizinischen Maßnahmen zu Corona müssen weiterhin bereitstehen.
Die Hilfe für den schwer an Covid-19 erkrankten Italiener, der im Fachkrankenhaus Coswig behandelt wird, ist nicht nur ein Akt der Solidarität, sondern auch für die Erfahrungen der Fachärzte im Umgang mit einem bis dahin unbekannten Virus wesentlich.
Die nächsten Schritte bzw. Entscheidungen richten sich nach dem Fortgang der Epidemie. Aktuell geht es vor allem um die Hilfe für die Altenheime im Landkreis, deren Bewohner zu der höchsten Risikogruppe gehören. Dazu wird eine Arbeitsgruppe als Untergruppe zum Krisenstab eingerichtet.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Ausgangsbeschränkungen noch eine Weile bestehen bleiben. Das wiederum erfordert von der Kreisverwaltung und hier vor allem vom Kreisjugendamt und dem Kreissozialamt ein sensibles Engagement. Das Infektionsschutzgesetz verpflichtet den Arbeitgeber zu Schutzmaßnahmen der Angestellten. Die Verwaltung arbeitet demzufolge im „Notbetrieb“, allerdings sind operative Gruppen in der Familienhilfe vor allem mit Blick auf eine Kindeswohlgefährdung nach wie vor im Einsatz. Die Mitarbeiter sind entsprechend hygienisch ausgerüstet. Daneben ist zwar auch der Besucherverkehr in den Gebäuden der Kreisverwaltung eingeschränkt, aber bei unaufschiebbaren Angelegenheiten ist nach vorheriger Terminvereinbarung auch ein persönliches Erscheinen möglich.
Die Aufgabenerfüllung der Daseinsvorsorge ist somit nicht gefährdet. In diesem Zusammenhang richtet die Kreisverwaltung auch ein besonderes Augenmerk auf die Beteiligungsunternehmen und Vertragspartner des Landkreises. Hier ist nicht auszuschließen, dass geplante finanzielle Unterstützungen vorgezogen werden müssen, um die Liquidität der Unternehmen zu sichern. Sollte sich hierfür die Notwendigkeit eines Gremienbeschlusses abzeichnen, werde ich gemeinsam mit dem Ältestenrat das weitere Vorgehen besprechen und den Kreistag in geeigneter Form einbeziehen. Zur Information der Bürgerinnen und Bürger hat der Landkreis eine Corona-Unterseite im Internet eingerichtet, auf der wichtige Hinweise, statistische Angaben sowie Verlinkungen 3 enthalten sind, und informiert täglich über die Arbeit des Krisenstabes auf der Internetseite und in den regionalen Medien.
Bitte informieren Sie sich auch tagesaktuell auf unserer Internetseite unter www.kreismeissen.de.
Mit freundlichen Grüßen
Arndt Steinbach
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