Der Aufruf - Jetzt unterzeichnen
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Die Preise für Energie und Lebensmittel steigen, und mit ihnen die gesellschaftliche Ungleichheit. Denn Löhne, Renten und soziale Leistungen halten mit der Teuerung bei weitem nicht Schritt. Die Mieten gehen seit langem durch die Decke, die Probleme im Gesundheitssystem wurden auch nach Jahren der Pandemie nicht behoben. Für Menschen mit geringem Einkommen ist das Lebensnotwendige kaum noch erschwinglich. Aber auch Familien mit mittlerem Einkommen müssen sich einschränken und haben Angst vor der Zukunft. Nach Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Putins gegen die Ukraine, den wir aufs schärfste verurteilen, bestimmt auch hierzulande die Logik der Eskalation immer stärker das Denken und Handeln der politisch Verantwortlichen. Mit der Lieferung mittlerweile auch schwerer Waffen an die Ukraine sowie der Ausbildung ukrainischer Soldaten auf deutschem Boden macht die Bundesregierung Deutschland zunehmend zur Kriegspartei. Die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts auch auf unser Land wächst. Zu keinem Zeitpunkt seit dem Ende des Kalten Krieges war das Risiko eines Atomkrieges in Europa so groß wie heute.
Umso
wichtiger ist in dieser Situation eine politische Kraft, die all denjenigen
eine starke, laute Stimme gibt, die sich sehnlichst eine verantwortungsvollere
Politik für sozialen Ausgleich und Frieden wünschen. Eine Partei, die die
Regierung unter Druck setzt, sich um diplomatische Lösungen, um die Sicherheit
unseres Landes und das Wohlergehen derjenigen zu kümmern, die seit Jahren
vergessen wurden. Dafür wurde DIE LINKE einst gegründet. In ihrer aktuellen
Verfassung erfüllt sie diese Aufgabe kaum noch.
Seit dem
katastrophalen Ergebnis bei der Bundestagswahl ist unübersehbar: Unsere Partei
steckt in einer existenziellen Krise. Wir haben in allen Bevölkerungsgruppen
verloren, besonders stark bei den bevölkerungsreichen Jahrgängen mittleren und
höheren Alters, bei abhängig Beschäftigten ohne höhere Bildung und außerhalb
der Großstadtregionen. Auch bei den Jüngeren blieb das Wahlergebnis deutlich
hinter früheren zurück. Lag DIE LINKE bei Gewerkschaftsmitgliedern 2017 noch
vor Grünen und FDP, ist sie heute die schwächste der im Bundestag vertretenen
Parteien. Zunehmend haben Genossinnen und Genossen sowie Wählerinnen und Wähler
den Eindruck, dass DIE LINKE immer weniger die Partei ist, für die sie sich
jahrelang eingesetzt bzw. die sie lange Zeit gewählt haben. So wie bisher darf
es nicht weitergehen – sonst verschwindet unsere Partei in der
Bedeutungslosigkeit.
Wir wollen
eine LINKE, die für die Mehrheit der Bevölkerung, die Arbeitenden, die
Familien, die Rentnerinnen und Rentner und die sozial Benachteiligten aktiv
ist. DIE LINKE darf sich nicht auf bestimmte Milieus verengen. Es geht um die
gemeinsamen Klasseninteressen. Will DIE LINKE sich in Stadt und Land,
bei Jung und Alt, egal welchen Geschlechts, bei hier Geborenen wie
Eingewanderten sowie Menschen mit Behinderungen verankern, muss sie die Leute
in ihrem Alltag abholen: bei ihren Lebensbedingungen, Bedürfnissen und
Erfahrungen. Und um gehört zu werden, muss eine allgemein verständliche Sprache
gesprochen werden. DIE LINKE soll deshalb klar sagen, wofür sie steht. Sie muss
offen und einladend sein, bereit und fähig zum Gespräch, nicht abstoßend,
ausgrenzend und verschreckend. Nur so kann sie stärker werden.
Es ist
unsere Pflicht die Millionen zu erreichen, deren Interessen missachtet werden,
und die sich eine Verbesserung ihrer Lebenssituation erhoffen. Eine besondere
Verantwortung haben wir für den Osten der Republik, für abgehängte und von Strukturkrisen
gebeutelte Regionen. Eine glaubwürdige soziale Alternative, die die Menschen
nicht moralisch von oben herab belehrt, ist zugleich die wirksamste Kraft gegen
Rechts. Eine Friedenspartei, die sich konsequent Konfrontationspolitik und
Aufrüstung widersetzt, ist gegenwärtig wichtiger denn je. Wir verteidigen das
Völkerrecht, verurteilen Angriffskriege und lehnen doppelte Standards in der
Außenpolitik ab.
Um politisch zu überleben, muss DIE LINKE sich verändern – ohne ihre Grundsätze aufzugeben, die im Erfurter Programm beschrieben sind. Wir schlagen dafür eine Priorisierung von Aufgaben und Botschaften für DIE LINKE vor:
- Die Ungleichheit von
Einkommen, Vermögen und Macht wollen wir zurückdrängen und die
sozialen und kulturellen Spaltungen überwinden. Die Menschen brauchen
Arbeit, von der sie leben können, soziale Sicherheit, Schutz ihrer
Gesundheit und Perspektiven für eine gute Zukunft. Deshalb wollen wir den
Sozialstaat ausbauen und deutlich mehr in Bildung investieren. Höhere
Reichensteuern sind unerlässlich.
- Wir wollen eine wirksame und
eine gerechte Umwelt- und Klimapolitik, die die Perspektive der
Beschäftigen beachtet. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen kann
nur gelingen, wenn er durch massive staatliche Investitionen gefördert
wird. Soziale Absicherung sowie der Erhalt und die Schaffung neuer guter
Arbeitsplätze sind dafür Bedingungen.
- Wir wollen Frieden,
Abrüstung und Entspannung und sprechen uns grundsätzlich gegen
Konfliktlösungen mit militärischen Mitteln aus. Dem Denken und Handeln in
Blockkonfrontationen setzen wir Interessenausgleich und internationale
Zusammenarbeit entgegen.
- Wir wollen Demokratie
stärken und persönliche Freiheit schützen, gegen die ökonomische und
damit auch politische Macht des Kapitals. Wir wollen keine Überwachung
sowie Versuche der Manipulation der Menschen und ihrer Kommunikation durch
Konzerne, Geheimdienste und Regierungen.
DIE LINKE
setzt auf Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und sozialen Bewegungen, will dort
verankert sein und sie unterstützen. Aber sie hat als Partei nicht die Aufgabe,
die bessere Gewerkschaft zu sein oder die weitestgehenden Forderungen einzelner
Bewegungen als eigenes Programm zu verkünden. Überzogene und unrealistische
Forderungen schaden ebenso wie ein opportunistisches Streben nach Mitregieren
um den Preis der Aufgabe linker Ziele. Bewegungen sind wichtig, aber ebenso
wichtig sind die Verbindungen zu örtlichen Vereinen und kulturellen
Initiativen. Kämpfe „von unten“ reichen jedoch nicht aus. DIE LINKE will eine
sozial gerechte Politik in Bund, Ländern und Gemeinden durchsetzen. Ein echter
Politikwechsel muss spürbare Verbesserungen für die Menschen zur Folge haben.
Dabei stehen wir in grundsätzlicher Opposition zum Marktradikalismus und zu
kapitalistischer Herrschaft. Unser Ziel ist ein neuer, demokratischer und
ökologischer Sozialismus.
Für all dies
ist eine konstruktive Zusammenarbeit in unserer Partei nötig. Wir dürfen dabei
nicht auf bekannte und anerkannte Persönlichkeiten verzichten. Auf der Basis
des Parteiprogramms müssen verschiedene Auffassungen Platz haben und politische
Differenzen respektvoll und ohne Diffamierungen ausgetragen werden. Wir lehnen
es ab, die Partei auf die Forderung nach einem Bedingungslosen Grundeinkommen
festzulegen. Dies würde wichtige Teile unserer Mitgliedschaft und sozialen
Basis abstoßen. Die Partei sollte bei ihrer bisherigen Offenheit in dieser
Frage bleiben.
Grundsätzlich
muss die Fähigkeit der Partei, Einigungen zu finden, ausgebaut werden, um
Spaltungstendenzen zu verhindern. DIE LINKE muss auch Menschen erreichen, für
die ihre Arbeit, Familie oder andere Tätigkeiten wichtiger sind als politischer
Aktivismus. Wir wollen zudem die stetig wachsende Zahl der Nichtwählerinnen und
Nichtwähler ansprechen und zeigen, dass sich ihr Vertrauen in uns für sie
lohnt.
Viele Leute
wollen ihren Beitrag für eine Veränderung in diesem Land leisten. Deswegen ist
eine einladende Parteikultur zu entwickeln, an der sich viele unterschiedliche
Menschen beteiligen können und die auch Möglichkeiten für Geselligkeit bietet.
So können
wir gemeinsam DIE LINKE wieder stark machen. Es ist vielleicht unsere letzte
Chance.
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